02.10.2018 18:52
Matthias
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Erfahrungsbericht zum Selbstbau eines freistehenden, mobilen Solarluftkollektors
Hallo zusammen, nachdem ich einige Zeit im Forum passiv mitgelesen und viele Anregungen für mein Projekt gesammelt habe, möchte ich euch nun auch das Ergebnis – meinen „mobilen Solarluftkollektor“ vorstellen. Doch zuallererst erst mal Danke an alle, die bislang im Forum ihr Wissen und ihre Erfahrungen eingestellt haben! Ohne euch wäre ich nicht auf die Idee gekommen, mir so ein Teil selber zu bauen.
Noch kurz vorab zu den Gegebenheiten vor Ort: Wir haben vor ein paar Jahren ein kleines „Wochenendhaus“ im Großraum Stuttgart gekauft. Das Haus hat ca. 25qm Grundfläche, 1,5 Stockwerke, das Erdgeschoss ist mit 12er Ziegelsteinen gemauert, Dachgeschoss kaum gedämmt. Es steht auf einem sonnigen Süd-Ost-Hang. Bislang ist es im Erdgeschoss das ganze Jahr über sehr feucht (>60%) und ziemlich kühl. Um das Feuchtigkeitsproblem in den Griff zu bekommen, habe ich nach dem Kauf gleich eine dezentrale Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung eingebaut (mit 2 PC-Lüftern und 2x50er Rohre für Zu- und Abluft). Im Sommer funktioniert das bislang auch ganz ok, nur im Winter nicht, da die Lüftungsanlage bei Temperaturen unter 15 Grad runter regelt und unter 5 Grad die Lüfter kaum noch laufen. Deshalb musste eine Lösung für eine kostengünstige Heizung und Entfeuchtung, v.a. für den Winter, her und dabei bin ich auf das Thema Solarluftkollektor gestoßen. Nachdem ich in diesem Forum und auf einigen anderen Seiten viele gute Informationen zum Thema gefunden habe, habe ich mich für folgende ausgefallene Lösung entschieden:
1. kein festinstallierter Solarluftkollektor, sondern ein freistehender, mobiler Solarluftkollektor Hauptgrund: Ich habe keine freie Hauswand auf der Südseite. Vorteile: Kollektor kann über den Sommer abgebaut werden, heizt nicht unnötig auf. Kollektor kann optimaler auf die Sonne ausgerichtet werden (theoretisch). Einfacher Wechsel von Zuluft- auf Umluft-Betrieb möglich (siehe unten) Nachteile: längerer Leitungsweg, Rückseite des Kollektors steht im Freien, vermutlich größerer Wärmeverlust. Da ich den Kollektor zudem auf der Westseite des Hauses aufstellen musste, bekommt der Kollektor erst ab ca. 11/12 Uhr Sonne ab.
2. Wechsel von Zuluft- auf Umluftbetrieb möglich Da der Kollektor bei mir zum einen nicht optimal steht und ich ihn zum anderen vor allem auch zur Frostsicherung einsetzen wollte, habe ich ihn so konstruiert, dass ich ihn für die besonders kalten Tage einfach auf Umluftbetrieb umstellen kann. Test steht noch aus.
3. Kollektorart Aufgrund der Infos auf dieser Seite http://builditsolar.com/Experimental/AirColTesting/Index.htm und dieser Seite http://www.builditsolar.com/Experimental...eenAbsorber.htm habe ich mich für einen „3-lagigen Fliegengitter-Kollektor“ entschieden.
4. Kollektoraufbau Aufgrund der Infos auf dieser Seite http://www.copy-net.de/Solar/Solar_neu.html habe ich mich bei der Kollektorabdeckung für eine Hohlkammerplatte (2500x980x10mm) entschieden. Wie im Forum empfohlen, habe ich die Hohlräume der Platte mit Silikon abgedichtet. Sämtliche Kollektormaße habe ich im Weiteren an dieser Größe ausgerichtet. Im Ergebnis hat der Kollektor so eine Netto-Kollektorfläche von ca. 2,1qm bekommen, wobei das Fliegengitter 3x 2mx0,91m groß ist. Sämtliche Seitenteile und den Rahmen für das Fliegengitter habe ich aus fünf vorhandenen Baudielen (3000x200x40) gebaut. Da die Rückwand des Kollektors im Freien steht, habe ich mich dazu entschieden diese zu dämmen (trotz der Erfahrungen hier im Forum, dass man eigentlich nicht dämmen muss). Hierzu habe ich die Rückwand 3-teilig aufgebaut. In der Mitte eine 40mm-Glaswolle-Dämmung (WLG 040), davor und dahinter jeweils eine Rückwand aus beschichtetem 4er-Sperrholz. Alle Teile habe ich verschraubt, zusätzlich geleimt und mit Acryl (überstreichbar, bis 80 Grad temperaturbeständig) abgedichtet. Danach habe ich den Kollektor innen und außen mit Acryllack schwarz, matt, gestrichen. Die Hohlkammerplatte habe ich bei der Montage ebenfalls umlaufend mit einem Dichtungsband abgedichtet. Um den Kollektor gegen Windstöße zu sichern, habe ich zusätzlich zum Gestell noch zwei Ösenplatten angebracht. Dadurch kann ich den Kollektor mit Spanngurten zusätzlich absichern.
5. Lüftung Ich habe mich für den Rohrdurchmesser DN125 entschieden. Oben und unten im Kollektor habe ich jeweils ein passendes Loch ausgeschnitten. In die Hauswand habe ich jeweils im Erdgeschoss und Dachgeschoss ein 125er Wickelfalzrohr eingelassen. In beiden Wickelfalzrohren habe ich Standard-Rückschlagklappen eingebaut. Im Erdgeschoss habe ich einen 230V/35W-Lüfter (bis 218 m³/h, 31 dB, zugelassen bis 80 Grad Lufttemperatur) angeschlossen. Geschaltet wird der Lüfter über einen digitalen Temperaturdifferenzregler (30€). Ich messe die Temperatur mit dem einen Fühler im unteren Drittel des Kollektors, mit dem anderen im Haus ca. 1m oberhalb des Lufteinlasses in Wandnähe. Aktuell habe ich ihn so eingestellt, dass er ab einer Differenz von 20 Grad ein- und bei einer Differenz von weniger als 10 Grad wieder ausschaltet. Als Zubehör habe ich zwei ummantelte Lüftungsschläuche mit Verbindungsstücken sowie zwei Edelstahl-Lüftungsgitter mit Insektennetz gekauft. Bei Zuluft-Betrieb wird ein Lüftungsschlauch unten am Kollektor und mit der anderen Seite an den Lüfter im Erdgeschoss verbunden. Das andere Loch des Kollektors sowie das Loch in der Hauswand im Dachgeschoss werden mit den Lüftungsgittern geschützt. Beim Umluft-Betrieb wird statt den beiden Lüftungsgittern der zweite Lüftungsschlauch eingesetzt.
6. Erste Erfahrungen Ich habe den Solarluftkollektor dieses Jahr Anfang April aufgestellt und bis Mitte Mai in Betrieb gehabt. In dieser Zeit ist er 225h gelaufen und hat dabei das Haus spürbar aufgeheizt und getrocknet. Über den Sommer habe ich ihn abgebaut und eingelagert. Letztes Wochenende habe ich ihn wieder aufgebaut und er hat das Haus gleich innerhalb von 4h um 4 Grad aufgeheizt. Ich bin bislang sehr zufrieden mit dem Ergebnis und gespannt, ob ich das Haus damit diesen Winter frostfrei halten kann. Einziges Manko: Die Hohlkammerplatte biegt sich in der Mitte ziemlich durch, so dass die erste Lage des Fliegengitters bis ungefähr zur Hälfte an der Scheibe anliegt. Da hätte ich besser mit einem kleinen T-Stahl mittig quer eine Stütze eingebaut. Vielleicht hole ich das noch nach.
Und hier noch ein paar Bilder:
Viele Grüße Matthias
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